Banner Logo

Am Ostersamstag sind wir, wie immer auf eigene Kosten, zu viert nach Gambia geflogen, um Patenschaften auszuzahlen. Die Schulen wurden vorab informiert, nur leider wussten wir bei unserer Planung nicht, dass es in Gambia wohl auch so etwas wie bewegliche Ferientage gibt. Aber die Rektoren versprachen uns, dass die betroffenen Kinder und die Lehrer trotzdem vor Ort sein würden.

Unser gebuchtes Hotel ist wegen Renovierung geschlossen und wir werden ohne Aufpreis in das benachbarte 4 Sterne Kombo Beach Hotel in Kotu umquartiert. Für jemanden, der gerne Urlaub an einem kilometerlangen Sandstrand in einem immer warmen Land machen möchte, ist das wirklich eine Überlegung wert. Das üppige Frühstücksbuffet ist übrigens ausgezeichnet.

Auch wenn die offiziellen Zimmerpreise nicht gerade günstig sind, bekommen die Angestellten nur einen Hungerlohn. Vom Zimmerservice erfahren wir, dass er aks Hotelmitarbeiter hier im Monat 6200 Dalasi, umgerechnet etwa 75 € verdient. Damit verhält er eine Großfamilie, was hier auch Eltern und Geschwister miteinschließt. Er fährt jeden Tag 50 km zur Arbeit, weil er sich ein Zimmer für 4000 Dalasi nicht leisten kann. Verpflegung bekommen die Angestellten keine und ein Essen im „günstigeren“ Restaurant nebenan kostet auch umgerechnet 10 €. Seinen 8-jährigen Sohn kann er nicht zur Schule schicken, weil er sich die Schuluniform nicht leisten kann. Der Lohn reicht gerade so, aber wenn nächsten Monat die Saison vorüber ist, fällt auch der weg.

Dank einer großzügigen Spende speziell für diesen Zweck können wir den Mann zumindest von einem Teil seiner Zukunftssorgen befreien. Sein Sohn bekommt eine Schuluniform und kann damit die Schule besuchen. Auch die Versorgung seiner Großfamilie ist wenigstens für den nächsten Monat, wenn die Saison zu Ende ist und er arbeitslos wird, gesichert. Die Dankbarkeit des Mannes ist unbeschreiblich.

Bei unserem morgendlichen Spaziergang am Strand erzählt uns ein Händler, dass er seit 5 Tagen nichts mehr verkauft hat. Es ist Nachsaison und nur noch wenige Touristen sind im Land. Dieses Land ist schön, aber ich verstehe jeden, der weg will.

Am Nachmittag erfahren wir von unserem langjährigen einheimischen Helfer Morro, dass im Nachbardorf die Handpumpe kaputt ist und 300 Dorfbewohner jetzt ohne direkten Wasserzugang dastehen. Da unser mitgebrachtes Geld für die Patenkinder und die 2 Schulen bestimmt ist, veröffentlichen wir spontan über eines unserer Mitglieder, der als Lokalreporter arbeitet, einen Spendenaufruf in der Zeitung. Über Statusberichte und unsere Vereinsgruppe in WhatsApp wird der Aufruf weiterverbreitet und innerhalb kürzester Zeit haben wir genug Spendenzusagen, um ein Angebot für die Reparatur einzuholen und dann auch einen Tag später in Auftrag zu geben.

An dieser Stelle noch einmal ein herzliches „Vergelt‘s Gott“ an alle Spender!

Am nächsten Tag werden beim Geldwechsler unsere Euro-Scheine umgetauscht und 3 Stunden lang das Geld für die Patenkinder in Umschläge abgezählt. Den Rest des Tages verbringen wir bei 32 °C im Schatten und genießen Sommer, Sonne, Strand und Meer.

Bei einem Strandspaziergang am nächsten Morgen treffen wir einen unserer Gärtner und unterhalten uns gute zwei Stunden mit ihm. Er verdient im Monat nur 1500 Dalasi, hat zwei Kinder, lebt in einem riesigen Familienverbund und kann seine Kinder dieses Jahr nicht zur Schule schicken. Das ist gerade finanziell einfach nicht machbar. Auch er ist ab nächsten Monat bis zum Beginn der neuen Saison im November arbeitslos. Dank der eingegangenen zusätzlichen Spenden können wir seine größte Not lindern. Der jetzt wieder mögliche Schulbesuch seiner Kinder verspricht auch ihm eine bessere Altersversorgung.

Anschließend kaufen wir in einem "Supermarkt" in Banjul Reis und fahren dann weiter zu einem unserer Patenkinder. Das Mädchen ist sehbehindert und, seit die Familie umgezogen ist, das einzige, das wir extra besuchen. Die Freude und Dankbarkeit ist jedes Mal überwältigend. Zurück im Hotel können wir durch eine Spende ein Geschwisterkind eines unserer Patenkinder einmalig unterstützen. Vor einiger Zeit haben wir beschlossen, uns ausschließlich auf Kinder an unseren zwei Schulen zu konzentrieren. Der zeitliche Aufwand für die Verteilung der Patengelder wäre sonst einfach zu groß.

Am späten Nachmittag besuchen wir zu viert einen Frischsaftverkäufer am Strand, mit dem wir uns jetzt schon öfter unterhalten haben. Er hat seit einer Woche keine Kundschaft mehr und ist unglaublich glücklich, als er uns mit frisch gepresstem Orangensaft und extra für uns geernteten Kokosnüssen bewirten darf. Dafür wird er natürlich großzügig bezahlt. Es gibt im Moment einfach mehr Händler als Touristen. Den Rest des Tages verbringen wir im Schatten. Es wird von Tag zu Tag heißer.

Am nächsten Morgen geht es um halb acht los zur Fähre auf die Nordseite des Flusses. Die erste Fähre verpassen wir leider, weil wir nicht ohne Frühstück vom Hotel losfahren wollten. Dafür warten wir dann gute 2 Stunden auf die nächste. Aber langweilig wird das eigentlich nicht. Als die Fähre endlich kommt, ist es wie jedes Mal ein riesiges Spektakel. Nach der einstündigen Überfahrt geht es nach Farafenni. Bei geöffneten Fenstern und 44°C fühlt sich die Autofahrt an, als würde man vor einem heißen Föhn sitzen. Aber eine Klimaanlage hatte bisher noch keines unsere Fahrzeuge hier. In Farafenni wird schnell das Gepäck in der Unterkunft abgelegt und dann geht es auch schon ans Einkaufen. Wir brauchen Schulmaterial und Fußbälle für beide Schulen.

Endlich in Kinteh Kunda angekommen erwartet uns schon wieder eine neue Rektorin. Wenn sie gut ist, wird auch sie nicht lange bleiben, dann wird sie vom Ministerium an eine größere und bessere Schule versetzt. Obwohl eigentlich noch Ferien sind, sind fast alle Patenkinder da. Oder aber ein Elternteil. Nach dem Verteilen der Patenschaften besichtigen wir noch die Schule. Ganz neu ist, dass die Rektorin und der neue Elternvertreter für einen Teil der notwendigen Reparaturen nur das Material von uns, die Arbeit aber selbst erledigen wollen. Dann geht es zurück nach Farafenni, wo ein paar weitere Patenkinder auf uns warten. Und hinterher in ein „Restaurant“. Nach einem recht trockenen Hähnchen sind wir ziemlich erledigt und wollen nur noch in unsere Zimmer und schlafen.

Nach einem spartanischen Frühstück mit Butterbaguette geht es über die Brücke auf die andere Flussseite nach Funkoi Kunda. Die Kinder, ein Teil der Lehrer und gefühlt das ganze Dorf sind zur Auszahlung der Patenschaften gekommen. Und sie sind bestens vorbereitet. Jedes Kind hat einen Dankesbrief an seine Paten geschrieben. Für Kinder, die demnächst in die neunte Klasse kommen und dann nicht mehr gesponsert werden, ist schon ein Geschwisterkind da, um nachzurücken. Trotz Ferien macht die Schule insgesamt einen sehr guten Eindruck. Trotzdem ist natürlich wieder einiges zu tun. Nach gutem Zureden ist man auch hier bereit, mit von uns bereitgestelltem Material einen Teil der Arbeit selbst zu übernehmen. Mal schauen, ob das funktioniert. Auch unser Generalunternehmer ist vor Ort und schaut sich alles an. Er schickt uns immer ein Angebot über die zu erledigenden Arbeiten, damit wir dann entscheiden, was finanziell machbar ist. Nach gut 3 Stunden Fahrt bei immer gleichen Temperaturen sind wir wieder im Hotel und weichen uns erst einmal unter der Dusche ein.

Am nächsten Tag zählen wir unser übriges Bargeld, um zu wissen, welche Mittel uns zur Verfügung stehen. Am Nachmittag kommt dann Morro und präsentiert uns sämtliche Angebote. Wir können tatsächlich alle Reparaturwünsche der Schulen erfüllen, für jedes Kind eine neue Schuluniform schneidern lassen und Lebensmittel für ein ganzes Jahr finanzieren. Morro zieht mit einem Sack voller Dalasi von dannen. Damit war unsere Reise ein voller Erfolg.

Eure Martina Heck